Der Eisvogel: Die blaue Rakete der Vogelwelt
Inhaltsverzeichnis
- Der August – Der ideale Monat für Eisvogelfotografie
- Eckdaten zum Eisvogel
- Zwei Fotografen, ein Ziel: Der Eisvogel im Fokus
- Mein Equipment-Set-up für die Eisvogelfotografie
- Die Jagd des ersten Eisvogels
- Herausforderungen der Eisvogelfotografie
- Mein Ziel: Eine Stacking-Aufnahme des Eisvogels-Stoßfluges einfangen
- Fazit: Geduld und Leidenschaft führen zum Erfolg
Der August – Der ideale Monat für Eisvogelfotografie
Der August ist die perfekte Zeit für die Eisvogelfotografie, da in dieser Phase die Brutperiode ihren Höhepunkt erreicht hat. Die jungen Eisvögel aus mehreren Bruten sind noch eine Weile aktiv im Revier ihrer Eltern. Diese erhöhte Eisvogeldichte bietet Fotografen eine hervorragende Gelegenheit, da die Jungvögel auch weniger scheu sind – ideal, um diese lebhaften, blau schillernden Vögel auf Fotos festzuhalten.
Der Schlüssel zu erfolgreichen Fotos liegt in Geduld und der Wahl des richtigen Ortes. Hat man den idealen Platz für sich gefunden, wird das Beobachten der Eisvögel zu einer spannenden Erfahrung. Die Vögel fliegen mit großer Präzision, schnell wie eine Rakete, dicht über der Wasseroberfläche von einem Ansitz zum nächsten. Besonders in den frühen Morgenstunden, wenn das Licht weich ist und die Natur erwacht, sind die Bedingungen für stimmungsvolle Aufnahmen optimal.
Eckdaten zum Eisvogel
- Verbreitung: Europa, Asien, Nordafrika
Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordafrikas beheimatet. - Lebensraum: Klare, fischreiche Gewässer
Er bevorzugt klare Flüsse, Seen und Teiche, in denen es viele Fische gibt. Auch an Küstenregionen oder künstlichen Gewässern wie Kanälen kann man ihn finden, wenn ausreichend Nahrung und Nistmöglichkeiten vorhanden sind. - Aussehen: Blau-orange schillernd, etwa 16 cm groß
Der Eisvogel ist bekannt für seine leuchtend blaue Oberseite und orangefarbene Unterseite. - Flug- und Jagdtechniken: Der Eisvogel ist ein Meister im Sturzflug und jagt seine Beute, meist kleine Fische, durch blitzschnelles Eintauchen ins Wasser.
- Nahrung: Kleine Fische, Insekten und Kaulquappen
Seine Hauptnahrung sind kleine Fische, die er im Wasser fängt, aber auch Insekten und Kaulquappen gehören zu seiner Beute.
Zwei Fotografen, ein Ziel: Der Eisvogel im Fokus
Schöne Erlebnisse teilt man gern mit Freunden – das gilt für mich auch in der Naturfotografie. Mit einem langjährigen Fotofreund, Richard (Insta: @bergsteiger_1911), habe ich bereits einige Abenteuer in der Wildtierfotografie erlebt. Dieses Mal hatten wir uns den Eisvogel als gemeinsames Ziel vorgenommen.
Unser Abenteuer begann in der Dämmerung, noch vor Sonnenaufgang. Unser Ziel war, das weiche Licht des Morgens zu nutzen, um eine besondere Stimmung in den Bildern zu erzeugen. Die Eisvögel sind zu dieser Zeit besonders aktiv. Zudem ist es notwendig, frühzeitig die Position einzunehmen, die Tarnung und das Equipment aufzubauen. Diese Vorbereitungen können Unruhe verursachen, auch wenn man versucht, leise zu sein. Deshalb ist es sinnvoll, bereits in der Morgendämmerung am Fotoplatz zu sein, um nicht zu stark in der Tierwelt aufzufallen.
Unser Spot war ein kleiner Holzsteg über einem Weiher, getarnt mithilfe von Tarnnetzen und gedämpfter Kleidung. Aus unserer Erfahrung wussten wir, dass je besser wir getarnt waren, desto größer die Chance war, dass die Eisvögel näher herankommen. Deshalb legten wir uns zusätzlich auf den Boden, um uns so klein wie möglich zu machen und unsere menschliche Silhouette nochmehr zu entschärfen.
Mein Equipment-Set-up für die Eisvogelfotografie
Für dieses Fotoabenteuer habe ich eine vielseitige Ausrüstung verwendet, die mir half, den Eisvogel in all seinen Bewegungen – vom ruhigen Ansitz bis zum schnellen Stoßflug – abzulichten. Jedes Teil meines Set-ups hatte dabei eine spezifische Aufgabe:
- Tarnnetze: Diese verhinderten störende Reflexionen von Kleidung, Equipment oder Hautstellen und halfen, weitgehend unentdeckt zu bleiben.
- Klammern: Mit kleinen Klammern (Wäscheklammerprinzip) konnte ich die Tarnnetze flexibel und schnell befestigen, sodass sie sicher an ihrer Position blieben.
- Bodenstativ: Das Bodenstativ war essenziell, um hektische Bewegungen mit der Kamera zu vermeiden. Beim langen Ansitzen, wo man stundenlang auf den richtigen Moment wartet, sorgt es dafür, dass man die Kamera nicht permanent halten muss und ruhig und präzise reagieren kann, wenn der Eisvogel in Aktion tritt. Die Kombination aus Kamera und Teleobjektiv ist schwer und unhandlich, wodurch jede Bewegung ohne Stativ oft grobmotorisch ausfällt.
- Knieschoner: Auf dem harten Holzsteg sorgten gepolsterte Knieschoner (wie sie auch Fliesenleger nutzen) für mehr Komfort. Sie ermöglichten es mir, mich auf das Fotografieren zu konzentrieren, ohne von Schmerzen beim Hin- und Her- rutschen auf dem harten Boden abgelenkt zu werden.
- Bundeswehr ISO-Matte: Diese Matte schützte mich vor der aufziehenden Feuchtigkeit und bot etwas Komfort, da wir auf einem Steg über dem Weiher lagen. Durch ihre Kompaktheit eignet sie sich gut für solche Projekte.
- Sony A1 und Sony a6700: Die Sony A1 war meine Hauptkamera für die Fotografie, während ich die Sony a6700 hauptsächlich für Videoaufnahmen verwendete. Zusätzlich testete ich, was sie bei dieser Art der Fotografie abliefern kann.
- Sony 400 mm f/2.8 GM, Sony 200–600 mm G und Sony 100–400 mm GM: Das Sony 400 mm f/2.8 GM war mein Objektiv der Wahl für schnelle Bewegungen und schwächere Lichtverhältnisse. Das Sony 200–600 mm G und Sony 100–400 mm GM nutzte ich für Videos und Aufnahmen mit der a6700.
- Sony Telekonverter 1.4x & 2x: Die Telekonverter nutzte ich in Kombination mit dem 400 mm f/2.8, um bei Bedarf die Brennweite zu erweitern. Dadurch erhielt ich zusätzliche Flexibilität bei der Bildgestaltung.
Dieses Set-up ermöglichte es mir, auf verschiedene Situationen und Herausforderungen flexibel zu reagieren, ohne hektische Bewegungen zu verursachen, die die Eisvögel verschrecken könnten. Besonders das Bodenstativ war von unschätzbarem Wert: Es stabilisierte die Kamera, während ich stundenlang auf den perfekten Moment wartete, und ermöglichte so präzise Aufnahmen, auch wenn schnelle Verschlusszeiten an sich keine Stabilisierung erforderten.
Die Jagd des ersten Eisvogels
Die blaue Stunde neigte sich dem Ende zu, als wir den ersten Eisvogel hörten – noch bevor wir ihn sahen. Mit einem intensiven und unverkennbaren Ruf kündigte er sich an. Kurz darauf entdeckten wir ihn auf einem toten Baum am Rand des Weihers, wo er darauf wartete, seinen ersten Fisch des Tages zu fangen. Diese Momente sind immer faszinierend: Der Vogel sitzt ruhig da, scannt konzentriert die Wasseroberfläche ab, und dann – zack – stürzt er blitzschnell ins Wasser. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später kommt er wieder heraus. An diesem Morgen blieb sein erster Jagdversuch jedoch erfolglos.
Es war ein junger Eisvogel (Alcedo atthis), der sich an diesem Morgen als Erster vor unsere Kamera wagte. Man erkennt Jungvögel an ihren dunklen Füßen, die erst als Erwachsene das leuchtende Orange annehmen. Auch die vordere Schnabelspitze ist bei den Jungvögeln noch hell, etwas weiß.
Dieser junge Eisvogel bot uns viele Gelegenheiten, ihn aus verschiedenen Winkeln und Perspektiven zu fotografieren – ein perfektes Motiv für eine Serie von Aufnahmen.
Faszinierend war, wie schnell alles ging. Man musste stets hochkonzentriert sein und versuchen, die Vögel über dem Weiher im Blick zu behalten. Manchmal jagten sich zwei junge Eisvögel in rasanten Flugmanövern über das Wasser, geschickt zwischen den aus dem Wasser ragenden Tothölzern hindurch. Und plötzlich – schwups – flogen sie direkt unter uns hindurch, vor unsere Objektive.
Herausforderungen der Eisvogelfotografie
Die Natur folgt nicht unseren Plänen, und als Naturfotografen müssen wir uns oft mit unvorhersehbaren Bedingungen abfinden. Manchmal sind die Lichtverhältnisse ungünstig, der Hintergrund ist zu nah am Motiv, der Vogel setzt sich nicht dorthin, wo wir es uns wünschen – oder er zeigt sich erst gar nicht.
Auch an unserem Weiher-Spot standen wir vor diesen typischen Herausforderungen. Die Position auf dem Steg war gut, die Sonne hatten wir im Rücken. Dennoch hatten wir nicht gleich nach Sonnenaufgang das Licht in dem Bereich, in dem wir den Eisvogel fotografieren wollten. Und als das Licht in die Ecke kam, auf die unsere Objektive ausgerichtet waren, gab es nur einen kurzen Zeitraum mit weichem Licht. Genau in diesem Moment musste der Eisvogel dann aber auch da sein.
Doch genau diese Herausforderungen machen die Naturfotografie so aufregend. Die Geduld zu haben, manchmal stundenlang auf den perfekten Moment zu warten, ist der Schlüssel zum Erfolg.
Mein Ziel: Eine Stacking-Aufnahme des Eisvogels-Stoßfluges einfangen
Mein Ziel bei dieser Fotosession war es, den Stoßflug des Eisvogels ins Wasser festzuhalten und die Aufnahmen später zu einem Bild zusammenzufügen (Stacking). Der Moment, in dem der Vogel wie eine blaue Rakete ins Wasser schießt, ist nicht so leicht zu fotografieren, da er in Bruchteilen einer Sekunde passiert. Das Timing muss stimmen, die Kameraeinstellungen sitzen, und auch das Licht muss passen, um schnelle Verschlusszeiten mit einer niedrigen ISO zu erreichen.
Während dieser Session gelang es mir, einige Aufnahmen des Stoßfluges zu machen – sogar eine Serie, bei der ich den gesamten Sturzflug festhalten und später zu einem Bild zusammenfügen konnte. Aus dieser Perspektive war es ein Erfolg. Leider war das Licht zu hart und der Hintergrund zu nah am Vogel, wodurch das Bild unruhig wirkte und der Eisvogel nicht so isoliert freigestellt wurde, wie ich es mir gewünscht hätte.
Fazit: Geduld und Ausdauer führen zum Erfolg
Die Eisvogelfotografie erfordert Geduld und Ausdauer, um die "Eine Aufnahme" zu erhalten, die man sich ausgemalt hat. Und wenn es gelingt, ist das Gefühl unbeschreiblich. Nicht jeder Versuch führt sofort zum Erfolg, aber das sollte nicht demotivieren. Jeder Moment, in dem man Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann, ist ein Gewinn. Mit der Zeit verbessert sich nicht nur die fotografische Technik, sondern auch das Verständnis für die Natur und ihre Bewohner.
FAQ
1. Wann ist die beste Zeit, um Eisvögel zu fotografieren?
Die besten Monate sind Juli bis September, insbesondere August, wenn die Jungvögel aktiv sind und sich noch im Revier der Altvögel aufhalten.
2. Welche Ausrüstung benötige ich für die Eisvogelfotografie?
Eine Kamera mit Teleobjektiv, mindestens 400 mm, ist empfohlen. Tarnnetze (abhängig von der Gegend und wie scheu die Vögel dort sind), Stative und Geduld – diese Kombination ist der Schlüssel.
3. Wo kann ich Eisvogel (Alcedo atthis) am besten beobachten?
In der Nähe von Gewässern, hauptsächlich an Flüssen und Seen mit flachen Ufern oder langsam fließenden Abschnitten.
4. Wie lange muss ich auf gute Aufnahmen warten?
Ausdauer und Geduld sind entscheidend – es kann schnell gehen oder Stunden des Wartens erfordern.
5. Was sind die größten Herausforderungen bei der Eisvogelfotografie?
Lichtverhältnisse und die schnelle Beweglichkeit des Vogels machen die Fotografie anspruchsvoll.