Nilgans (Alopochen aegyptiaca)
Eckdaten
Größe: 63 - 73 cm
Gewicht: 1,2 -2,2 Kg
Nahrung: Gräser, Blätter, Samen, Insekten
Jahreszeit: Ganze Jahr
Beobachtungstipp: Felder, Parks, Gewässer aller Art
Fotografie Tipps
Objektiv: ab 300 mm
Schwierigkeitsgrad: leicht
Die Nilgans (Alopochen aegyptiaca) stammt aus Afrika und ist der einzige bekannte Vertreter ihrer Gattung. Sie wird heute oft den Halbgänsen zugeordnet und bevorzugt nahrungsreiche Binnenseen und Flüsse als Lebensraum. In Afrika gilt sie als der am häufigsten anzutreffende Entenvogel.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Nilgans entlang des Rheins in Mitteleuropa ausgebreitet, ausgehend von Gefangenschaftsflüchtlingen, die hauptsächlich aus den Niederlanden stammten. Mittlerweile ist sie auch in städtischen Parks, an Badeseen und anderen von Menschen frequentierten Orten anzutreffen.
Die Bezeichnung "Nilgans" im Deutschen ist von dem Fluss Nil in der ägyptischen Heimat dieser Art abgeleitet, was auch durch die wissenschaftliche Artbezeichnung "aegyptiaca" angedeutet wird. Die Gattungsbezeichnung "Alopochen" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Fuchsgans". In älterer Literatur wird diese Bezeichnung gelegentlich auch für die Brandgans verwendet, die manchmal in Fuchsbauen brütet. Jedoch ist diese Bezeichnung für die Nilgans unzutreffend, da sie nicht in Fuchsbauen brütet und eher auf Bäumen nistet. Möglicherweise bezieht sich der Name auch auf die rotbraune Farbe des Rückengefieders, die an die Fellfarbe des Rotfuchses erinnert.
Die Nilgans zeichnet sich durch ihre vergleichsweise langen Beine und den dunklen Augenfleck aus. Männchen und Weibchen sind nahezu identisch, wobei das Männchen leicht größer ist. Die auffällige Färbung der adulten Tiere entwickelt sich nach etwa vier bis fünf Monaten, wenn der Augen- und Brustfleck vollständig ausgebildet sind. Es gibt auch eine etwas grauere Farbvariante, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann, sowie verschiedene Töne des Schnabels von blassrot bis tiefrot. In Gefangenschaftsflucht haben die Nilgänse oft sehr rote Schnäbel. Während des Fluges zeigen Nilgänse wie auch Rostgänse ein großes weißes Armflügelfeld.
Die Vollmauser der adulten Vögel beginnt gegen Ende der Fortpflanzungszeit und beginnt mit dem Wechsel des Kleingefieders. Anschließend werden die Schwingenfedern abgeworfen und die Steuerfedern ausgetauscht. Die Jugendmauser beginnt, wenn die Jungvögel etwa drei Monate alt sind. Während dieser Zeit wird zuerst der braune Augenfleck und mit etwa fünf Monaten der Brustfleck durchgemäusert.
Das Lautrepertoire der Nilgans variiert je nach Geschlecht. Männliche Tiere geben ein heiseres und keuchendes Zischen von sich, während sie beim Auffliegen eine laute Serie von wräd-wräd... ausstoßen. Weibchen hingegen schnattern schnell und durchdringend, fast wie eine Trompete. Dieser Laut wird oft als honk-hää-hää-hää beschrieben und wird erregter noch lauter. In diesem Fall handelt es sich um mehrsilbige Rufreihen, die wie honk-honk-honk klingen.
Ursprünglich bewohnte die Nilgans fast ganz Afrika mit Ausnahme der extrem trockenen Gebiete. In der Vergangenheit gab es auch Sichtungen auf dem Balkan, wo sie jedoch heute ausgerottet ist. Im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Beobachtungen in Ungarn und Bulgarien, aber es ist nicht sicher, ob sie in dieser Zeit auch dort gebrütet hat. Der Verbreitungsschwerpunkt der Nilgans in Afrika liegt in den Savannensümpfen und an den Flussläufen Ostafrikas. Sie profitiert auch von den Wasserrückhaltebecken, die in Südafrika angelegt wurden, und ihr Bestand und Verbreitungsgebiet haben sich dort vergrößert. In Westafrika ist die Nilgans selten und am unteren Nil kommt sie kaum noch vor. In Afrika bewohnt sie Gewässer vom Tiefland bis in eine Höhenlage von 4.000 Metern NN.
Die Ausbreitung der Nilgans, insbesondere in städtischen Gebieten, stellt ein zunehmendes Problem dar. Aufgrund ihrer Aggressivität können die Gänse Liegewiesen und Radwege erobern, was Erholungssuchende stören kann. Der Kot der Gänse wird auch als störend empfunden und kann zu Problemen führen. In Frankfurt am Main wurden Salmonellen im Kot von Nilgänsen in öffentlichen Freibädern nachgewiesen, was laut dem Gesundheitsamt eine Gefahr für die Gesundheit von Kleinkindern darstellt. Die Stadtverwaltung hat daher beschlossen, die Tiere abzuschießen, was jedoch bei Wissenschaftlern umstritten ist. Ornithologen wie Martin Kraft von der Philipps-Universität Marburg stellen das Gefährdungspotenzial von Nilganskot in Frage und betonen, dass der Kot auch von anderen Tieren wie Hunden und Katzen ausgeht. Die Futtermenge der Nilgänse entspricht einem Drittel ihres Körpergewichts und sie setzen ihren Kot alle drei bis vier Minuten ab, was zu einer schnellen Verunreinigung führen kann, selbst wenn nur wenige Gänse vorhanden sind.
Die Nilgans, die als anpassungsfähige und aggressive Art gilt, kann durch ihre Verbreitung Auswirkungen auf die heimische Vogelwelt, insbesondere auf andere Wasservögel, haben. Einige Beispiele dafür sind lokale und vereinzelte Verdrängung sowie aggressives Verhalten zur Brutzeit gegenüber anderen Wasservögeln. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Aggressionsbereitschaft von der Vogeldichte am Gewässer und nicht vom Futterangebot abhängt. Nilgänse greifen hauptsächlich Stockenten an und können manchmal auch Junge führende Stockenten töten. Andere Wasservogelarten wie Reiherenten und Teichhühner wurden jedoch nicht attackiert. In einigen Fällen haben Nilgänse auch Weißstorchnester, Wanderfalkenhorste und Schleiereulennistplätze übernommen und dadurch das Brüten dieser Arten behindert.
Die EU hat die Nilgans auf die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung gesetzt, was ein Verbot von Einfuhr, Haltung, Zucht, Transport, Erwerb, Verwendung, Tausch und Freisetzung bedeutet. Die Mitgliedstaaten müssen wirksame Managementmaßnahmen ergreifen, um die Beseitigung, Populationskontrolle oder Eindämmung einer Population von Nilgänsen umzusetzen.