Hokkaido Akan-Nationalpark und seine Singschwäne #2

Equipment: Sony A1 + Tamron 28 - 75 mm f2.8

Es sind jetzt schon einige Wochen vergangen, als wir unsere Reise in Japan starteten. Die Halbinsel Bōsō war unsere erste Station und die ersten Tage im winterlichen Hokkaido, liegen jetzt auch hinter uns. Bei unserem Start in Hokkaido lag der Fokus auf den Mandschurenkranichen (Grus japonensis). Unter den Japankranichen konnten wir auch einen Weißnackenkranich (Antigone vipio) und Kanadakranich (Antigone canadensis) fotografieren. Das erste Mal für uns, dass wir diese beiden Arten von Kraniche beobachten konnten, was uns sehr erfreute.

Falls du die ersten Wochen unseres Aufenthalts in Japan bisher nicht verfolgt hast, kannst du das hier nachholen:


Erster Halt Akan-Nationalpark

Unser nächster Stopp ist der Akan-Nationalpark, am Rande des Parks haben wir uns für drei Nächte in eine Pension eingemietet, die gerade im Winter hauptsächlich von Naturfotografen gebucht wird. Die Betreiber der Pension, ein Ehepaar, haben sich darauf spezialisiert, neben dem Pensionsbetrieb ihren Gästen auch Natur-Touren anzubieten, wenn gewünscht.

Für uns ist die Gegend neu und ein Ziel, das wir gerne erreichen möchten, ist das Fotografieren vom EZO-Momonga / Ezo-Flying Squirrel (Pteromys volans orii). Einer Art Gleithörnchen, das mithilfe ihrer Flughaut, die sich von der Handwurzel bis zum Fußgelenk zieht, eine kurze Zeit durch die Luft gleiten kann. Unsere Versuche, bei den letzten Reisen auf Hokkaido diese kleinen Segler zu beobachten und zu fotografieren, waren bisher erfolglos. Umso mehr sind wir gespannt, ob es uns dieses Mal gelingen wird.

Aber zuerst führt unsere Reise, vor dem Check-in in der Pension Masuya, zum Lake Akan und dem Kussharo-See. Letzterer ist bekannt für die Singschwäne, die sich im Winter am meist zugefrorenen See an einer Stelle aufhalten, an der durch vulkanischen Ursprung erhitztes Wasser in den See fließt. Hier kann man die Singschwäne mit entsprechendem Bergpanorama bei ihrem Bad im einfließenden Onsen-Wasser fotografieren.

Wir starteten von Akanchō Kamiakan in Richtung Akan-Nationalpark, zum Akan-See – eine Fahrt von etwa 40 Minuten. Meine Frau wollte an diesen See, da sie schon einmal dort war, aber nicht die Chance hatte, die Natur rund um den See zu bestaunen. Sie erinnerte sich aus ihrer Kindheit auch an Marimo (Aegagropila linnaei), die ihr Vater ihr mitbrachte, wenn er geschäftlich in dieser Gegend zu tun hatte. Und so wollte sie sich auch ein Marimo kaufen. :-)

Nun möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten, was Marimos sind. Es handelt sich um eine Süßwasser-Algenart, die durch ihre ballförmige Gestalt auffällt. Diese kommen im Akan-See vor und variieren in der Größe von Fingernagel- bis Fußball groß. Die meisten Japaner kennen diese Algenart, da sie schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Formen als Souvenirs angeboten werden, meist in kleinen Gläsern, mit Wasser gefüllt. Die Gegend ist auch für ihre Onsen (heiße Quellen) bekannt, weshalb jedes Jahr viele Touristen dorthin kommen.

Aber der Reihe nach. Wir fuhren also los, ein sonniger Tag, die Straße weitgehend frei von Schnee und Eis. Das änderte sich jedoch schlagartig, je näher wir dem Akan-Nationalpark kamen. Um zum See zu gelangen, mussten wir einen Pass überwinden, der uns auf eine höhere Lage brachte. Dort fanden wir neben der wunderschönen Landschaft auch zugeeiste Straßen, die wir überwinden mussten.

Equipment: Sony a6700 + Tamron 28 - 75 mm f2.8

Der Ort, zu dem wir am Akan-See fuhren, hieß Akankoonsen, und wie der Name schon vermuten lässt, reihten sich hier ein Onsen nach dem anderen an. Die Straßen des Ortes waren mit einer etwa 20 cm dicken Eisschicht überzogen. An den Stellen, an denen sich die Kanaldeckel befanden, entstanden große Schlaglöcher, da das heiße Onsenwasser, das durch die Kanalisation floss, die Deckel freilegte und so durch die zugefrorene Straße Schlaglöcher von gut 20 cm tiefe entstehen ließ.


Ich hatte gehofft, hier schon Singschwäne fotografieren zu können, aber leider gab es diese dort nicht zu sehen. Der Ort war fest im Griff des Winters. Der Akan-See war zugefroren, der Himmel bedeckt und es schneite bei einem schon recht stärkeren Wind. Bei unserer Ankunft zog ein Seeadler seine Kreise über uns, ich deutete das schon mal als ein gutes Omen. Die Wetterbedingungen wären eigentlich optimal gewesen, um der japanischen Onsen- Bade-Tradition nachzukommen. Aber das war nicht unser Ziel an diesem Tag, auch wenn es sicherlich nicht schlecht gewesen wäre.

Marimos in kleinen Gläsern als Souvenir für Touristen

Meine Frau suchte nach Marimos, mit denen sie einige schöne Kindheitserinnerungen verknüpfte. Dabei erfuhren wir von einem der Verkäufer in dem Souvenirshop, dass diese Algenart nicht mehr aus dem Akan-See entnommen werden darf und unter Schutz steht. Deshalb werden diese nun für den Verkauf an Touristen aus dem Ausland importiert.

Der Ausflug zum Akan-See für einen Tagesausflug hatte sich nicht ganz nach unseren Vorstellungen entwickelt. Hier ist es im Frühjahr bestimmt wesentlich besser, wenn die Wege vom Schnee frei sind und man die Natur in ihrer vollen Pracht erkunden kann.

Die Singschwäne vom Kussharo-See

Zwei Singschwäne sitzen im Schnee am Rand des Kussharo See im Akan Nationalpark Hokkaido

Equipment: Sony a6700 + Tamron 28 - 75 mm f2.8

Die Reise führte uns weiter zum Kussharo-See, und ich war voller Vorfreude. Ob ich das Foto der Singschwäne, das ich mir vorstellte, erhalten würde? Es war eine weitere 40-minütige Fahrt auf zugeeisten Straßen und vorbei an einer beeindruckenden schneebedeckten Berglandschaften. Der Himmel riß vereinzelnt auf und die Sonne brach hier und da durch, was die winterliche Landschaft noch mal mehr erstrahlen ließ. Am Kussharo-See, genauer gesagt am Kotan Onsen angekommen, entdeckten wir sogleich eine Informationstafel, die die Besonderheit der Singschwäne an dieser Stelle des Sees erklärte. Wir waren also am richtigen Ort. Vom Parkplatz zum Kotan-Onsen, wo die Singschwäne sich aufhalten, waren es nur etwa 50 Meter. Der Onsen, eine öffentliche und frei zugängliche Open-Air-Heißquelle, liegt direkt am Rand des Sees. Das heiße Quellwasser fließt durch den Onsen in den See und bietet den Singschwänen in der kalten Winterzeit ein kleines warmes Refugium.

Singschwäne schwimmen vor dem Kotan Onsen am Kussharo See in Hokkaido Japan

Kotan Onsen am Kussharo See

Leider war der See bisher nicht zugefroren und so konnte ich nicht die Fotos machen, die ich mir erhofft hatte – Singschwäne auf einer von heißem Wasserdampf aufsteigenden, offenen Eisschicht des zugefrorenen Sees. Trotzdem gelangen mir einige Aufnahmen. Nach der ersten Fotosession kehrten wir in ein Restaurant ein, das sich direkt am See befand. Wir waren durchgefroren, denn draußen herrschten trotz des nicht zugefrorenen Sees Minustemperaturen, die uns trotz Handschuhen in den Fingern wehtaten. Nach einer wärmenden Mahlzeit und einem heißen Tee machten wir uns auf zur zweiten Fotosession. Bei der ersten Session nutze ich die Sony a6700 + Tamron 28 - 75 mm f2.8. Da der 1.5 x Crop-Faktor der APS-C Kamera es nicht zuließ, ein 28 mm Weitwinkel-Aufnahme (mit APS-C 56 mm Bildausschnitt) mit dem Tamron zu machen, wechselte ich bei der zweiten Session zur Sony A1.

Die Sonne stand tief und kam seitlich zu meiner Position durch die Wolken. Die Schwäne waren entspannt, hielten aber stets einen gewissen Abstand. Einer der Singschwäne war besonders fotogen und präsentierte sich in stolzer Haltung – ein Anblick, den ich unbedingt festhalten wollte. Irgendwie erinnerte mich diese Szene an die Bildsprache früherer sozialistischer Kunstwerke (Titelbild).

Nach unserer Singschwan-Session machten wir uns auf den Weg zur Masuya-Pension, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen werden. Der kleine Ausflug im Akan-Nationalpark mit dem Akan-See und dem Kussharo-See war ein angenehmer Zeitvertreib, um die Wartezeit bis zum Einchecken in der Pension zu überbrücken.

Was die nächsten Tage für uns bereithalten, kannst du im nächsten Artikel von unserer Hokkaido-Reise lesen.


Das könnte dich auch interessieren

Markus

🇩🇪 Wer schreibt hier:

Servus zusammen,

mein Name ist Markus und seit 2014 widme ich mich der Video- & Fotografie von Naturmotiven. Diese Leidenschaft begann während meiner zahlreichen Reisen durch Japan - von Hokkaido im Norden bis hinunter nach Okinawa im Süden. Diese Erfahrungen haben mich wieder stärker mit der Natur verbunden und auch die WildeNatur vor meiner eigenen Haustür entdecken lassen.

🇺🇸 Who is writing here:
Hello everyone,
My name is Markus, and I've been passionate about video and photography of nature scenes since 2014. This passion started during my many trips across Japan—from the northern reaches of Hokkaido all the way down to Okinawa in the south. These journeys have helped me reconnect with nature and also explore the wild beauty right outside my own front door.

Weiter
Weiter

Live Blog: Hokkaido Kushiro #1