Riesen-Fischuhu Wildes Japan #2

Riesen-Fischuhu (Bubo blakistoni) Rausu Japan

Der Riesen-Fischuhu (Bubo blakistoni) in Rausu

15 Uhr, wir sind auf Hokkaido (Japan) gelandet und fast am ersten Ziel angekommen. Meine Anreise nach Hokkaido dauerte mit Zwischenstopps etwa 24 Stunden. Ich startete in Nürnberg, bevor ich über Wien und Tokyo weiterflog. Bei solch langen Flugreisen finde ich keinen richtigen Schlaf und bin entsprechend müde bei der Ankunft. Bei der Planung des Trips, hatten wir daher eine Übernachtung in der Nähe des Flughafens eingeplant, um am nächsten Tag ausgeruht mit unserer Reise starten zu können.

Geplant getan!
Am darauffolgenden Tag erhielten wir unseren Mietwagen und fuhren vom Memanbetsu Airport in einer zweistündigen Autofahrt nach Rausu, um einer der größten Eulenarten der Welt zu fotografieren.

Mehr Informationen über Rausu und der Planung im Vorfeld, könnt ihr im ersten Teil meines Reiseberichtes lesen. Wildes Japan Reisebericht - Teil 1

Japan Route von Memanbetsu Airport nach Rausu

Route von Memanbetsu Airport nach Rausu
- Die Karte wurde grafisch angepasst. Screenshot von
www.openstreetmap.org - Urheberrecht und Lizenz

Unterkunft Washi no Yado in Rausu

Unser erstes Ziel war die Pension Washi no Yado in Rausu. Und das aus einem bestimmten Grund, denn neben der Unterkunft hat man dort auch die Möglichkeit, den Riesen-Fischuhu (Bubo blakistoni) zu fotografieren. Dies ist die einzige Möglichkeit auf Shiretoko und eine von zweien in ganz Japan, dieses seltene Tier beobachten zu können.

Der Foto-Ansitz ist für Gäste der Pension frei zugänglich.
Fotografen, die nicht in der Pension übernachteten, können den Ansitz auch nutzen. Hier fällt aber pro Nacht eine Gebühr von 3000 Yen an, zum damaligen Wechselkurs waren das etwa 22 EUR.


Der Riesen-Fischuhu 

Zunächst möchte ich euch einige Informationen über den Riesen-Fischuhu geben, bevor ich auf den Ansitz, das Equipment und die Kamera-Einstellungen eingehen werde.

Riesen-Fischuhu am Ufer vom Chitorai River Japan

Kamera Sony A1 Objektiv: Sony 100 - 400 mm Einstellungen: f5.6 - 1/30 - 400 mm - ISO 10000

Steckbrief Riesen-Fischuhu (Bubo blakistoni)

  • Art: Eulenart aus der Gattung der Uhus

  • Körpergröße: 60 - 72 cm 

  • Flügelspannweite: bis zu 200 cm

  • Gewicht: Männchen bis zu 3,6 kg /Weibchen bis zu 4,6 kg

  • Lebensraum: Wäldern mit alten Bäumen

  • Vorkommen: Russland, China und Japan

  • Ernährung: vorwiegend Fisch

  • Gefährdung: Rote-Liste - Endangered  (Gefährdet)


Vorkommen

Der Riesen-Fischuhu (Bubo blakistoni) zählt zu den größten seiner Art. Leider steht er auf der Roten-Liste der vom Aussterben bedrohter Tierarten - Endangered (Gefährdet). In Japan leben nur noch 140 Brutpaare und der Gesamtbestand auf der Welt wird auf wenige Tausend Tiere geschätzt.
Tendenz abnehmend!

Die Tiere bevorzugen einen besonderen Lebensraum. Bewaldete Küsten, alt bewachsene Wälder in der Nähe von Bach- / Flussläufen. Da die Hauptnahrung dieser Tiere Fisch darstellt, ist es zu dem wichtig, dass die Wasserläufe in ihrem Lebensraum im Winter nicht zufrieren. Der Uhu ist nur noch in abgelegenen Gebieten Russlands, Chinas und Japans anzutreffen.

Der Hauptgrund für das Aussterben der Tiere ist das Fehlen geeigneter Lebensräume. Oder besser gesagt, der wesentliche Faktor für dieses Problem, ist wie so oft der Mensch, der diese zerstört.

Zwei Riesen-Fischuhu bei der Jagd in Japan

Kamera Sony A1 Objektiv: Sony 200 - 600 mm Einstellungen: f8 - 1/80 - 293 mm - ISO 12800

Aussehen

Die Ohrenbüschel der Riesen-Fischuhu (Bubo blakistoni) laufen spitz zu. Er wird etwa 72 Zentimeter groß und hat eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern. Die Federn am Rücken sind dunkelbraun gefärbt und weisen eine starke Zeichnung auf. Der Bereich um seine Kehle ist weiß und seine Augen leuchten orange-gelb.

Verhalten

Diese Eulenart ernährt sich hauptsächlich von Fisch und muss sich daher nicht lautlos bewegen, im Gegensatz zu ihren Artgenossen. Sie suchen am Ufer sitzend nach Nahrung im Wasser und wirken dabei etwas grobmotorisch in ihren Bewegungen. Ihre Beute kann das Zwei- bis Dreifache ihres Körpergewichtes wiegen, welche sie auch ohne große Mühe ins Nest bringen können. Die Art ist nachtaktiv, jagt aber auch in der Dämmerung. Das Nest des Uhus ist meist in den Baumkronen oder in hoch gelegenen Baumhöhlen zu finden.

Durch das Fehlen der Lebensräume und das dadurch erschwerende Finden von Nahrung brüten Uhus nicht jedes Jahr. Was einer der Gründe ist, für den starken Rückgang der Population.



Der Ansitz

Die Pension liegt nahe der Küste des Ochotskische Meers, in einem kleinen schmalen Tal des bergigen Nationalparks. Durch dieses Tal fließt ein kleiner Bach / Fluss (Chitorai River). Die Pension und der Ansitz liegt ca. 15 m vom Bachlauf entfernt. 

Pensio am Chitorai River in Shiretoko Nationalpark

Pension am Chitorai River

Bei dem Ansitz handelt es sich um keins dieser Verstecke, die im Wald platziert sind. Nein, es sind Wohncontainer, die direkt an der Pension angrenzend aufgereiht sind. Der Hintergrund, warum das so ist, erfahrt ihr in dem Abschnitt „Geschichte der Pension“ am Ende dieses Artikels.

Ansitz-Container mit Blick auf den Bachlauf

Ansitz-Container von innen mit Blick auf den Bachlauf

Die Container sind geräumig, beheizt und man hat Essen und Trinken zur Verfügung. Bei Beginn der Dämmerung werden am Bachlauf Scheinwerfer angeschaltet, die einen bestimmten Bereich des Bachlaufs anstrahlen. In dem künstlich aufgehellten Bereich kommt der Fischuhu fast jede Nacht zum Jagen. Dieses macht er schon seit einigen Jahrzehnten. Ein Grund dafür ist natürlich, dass entsprechend Fische in dem Bereich vorhanden sind.

Riesen-Fischuhu Hokkaido Ansitz in Rausu

Blick aus Wohncontainer Ansitz, Entfernung ca. 15 bis 20 m zum Bachlauf. 400 mm reichen hier schon aus.

Ab dem Zeitpunkt, wo das Licht angeschaltet wird, ist es nicht mehr erlaubt den Ansitz zu verlassen, wenn der Uhu in der Nähe ist.

Es gibt dort zwei Ansitz-Möglichkeiten für Fotografen, die eben beschriebenen Wohncontainer und ein alter ausrangierter Bus. Dieser ist so positioniert, dass man mit dem Bachlauf fotografieren kann. Hier besteht die Möglichkeit, mit etwas Glück, den Uhu beim Abflug in Richtung Kamera ablichten zu können. Der Bus wird nur erfahrenen Natur-Fotografen bereitgestellt. Dieser Ansitz ist spartanisch eingerichtet, die Sitze sind raus, Holzplatten sind als Boden auf etwa Fensterhöhe eingezogen. Das heißt, dass man sich nicht reinstellen kann, man sitzt auf einem kleinen Hocker in der Hocke und wartet auf das Ziel der Begierde. 

Blick aus dem Bus-Ansitz. Genutzte Brennweite 400 mm und 600 mm

Blick aus dem Bus-Ansitz. Benötigte Brennweite zwischen 400 mm und 600 mm

Equipment, das zum Einsatz kam

Ich hatte euch schon im ersten Teil des Reiseberichtes aufgelistet, was ich an Technik für die Reise eingepackt hatte. Für die Umsetzung der Bilder des Fischuhus habe ich davon folgendes Equipment genutzt: 

  • Sony A1 Body

  • Sony a7R IV Body

  • Sony 200 - 600 mm f5.6 / 6.3 Objektiv

  • Sony 100 - 400 mm f4.5 / 5.6 Objektiv

  • Stativ Rollei Rock Solid Alpha XL Mark II Carbon

  • Kugelkopf Flexshooter Pro Lever

Herausforderungen der Foto-Location 

Der Fischuhu ist nachtaktiv, ohne künstliches Licht ist es fast unmöglich diesen Vogel fotografieren zu können. Auch mit einem lichtstarken Objektiv ist die Wahrscheinlichkeit eher gering ein passables Foto zu erhalten.

Damit nicht mit Blitz fotografiert wird, aber dennoch Licht zur Verfügung steht, wurde in einem schmalen Bereich des Bachlaufes zwei große Eisenstative mit Lichtquellen installiert. So wird eine gewisse Menge an Licht bereitgestellt, die den Fotografen zugutekommt. Trotzdem ist es nicht so, dass diese Lichter die Nacht zum Tag machen. Diese erhellen den Bereich, aber setzen ihn nicht unter Flutlicht, wie zum Beispiel in Stadien.

Dies zeigt sich daran, dass für die Aufnahmen sehr lange Belichtungszeiten nötig waren. Die Empfehlung, die wir in der Pension erhielten, lag bei 1/80 Verschlusszeit. Dennoch dachte ich mir, ich werde es auch mit einer schnelleren Verschlusszeit versuchen. Mein Gedanke war, dass ich bei 20 Bildern in der Sek., mit der Sony A1 ja wohl ein brauchbares Bild bekommen sollte. Denn 1/80s mag bei einem Vogel, der sitzt vielleicht reichen, aber im Flug wird das eher eine unscharfe Geschichte. Und eins meiner Ziele war es ja, den Uhu im Flug zu erwischen!

Aber meine Überlegungen waren nicht ganz zutreffend, wie sich später herausstellte. Beginnen wir bei dem nicht direkt ersichtlichen, die künstliche Beleuchtung. Jeder von euch, der Erfahrungen in der Studiofotografie oder Hochzeitsfotografie hat, weiß, was jetzt kommt.

Ich fotografiere zu 99,9 % mit dem elektronischen Verschluss, also im E-Shutter. Was ein wahrer Gewinn in der Wildtierfotografie ist, kein Geräusch beim Auslösen oder Vibrationen vom mechanischen Verschluss. Der E-Shutter, dachte ich, ist auch bei diesem Vorhaben ein Vorteil, da Licht Mangelware war und je weniger Vibrationen, bei langen Belichtungszeiten, umso besser. Oder?

Aber ich hatte nicht mit dem Phänomen des Flimmerns und dem Banding gerechnet, das beim Fotografieren mit künstlichen Lichtquellen auftreten kann.

Fotografie Banding bei künstlichen Lichtquellen

Banding bei 1/100 bei 600 mm 6.3 und E-Shutter

Was ist Banding? 

Es handelt sich beim Banding um Streifenbildung, also Bild-Artefakte, die nicht nur bei der digitalen Fotografie entstehen können. Bei Aufnahmen mit künstlicher Beleuchtung kann es zu Flimmern oder Banding kommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Leuchtmittel mit Wechselstrom betrieben werden, der mit einer bestimmten Netzfrequenz (Geschwindigkeit) die Richtung der Polung (+-) ändert.  Die Frequenzen liegen bei 50 oder 60 Hz – abhängig vom Stromnetz der jeweiligen Länder. Das menschliche Auge kann das Flimmern durch die hohe Frequenz nicht wahrnehmen, aber es kann in Fotos und Videos festgehalten und so sichtbar werden.

Die Netzfrequenz wird in Hertz (Hz) gemessen, in Europa liegt die Netzfrequenz bei 50Hz. Übersetzt bedeutet das, dass der Strom 50 Mal pro Sekunde die Richtung (Polung + - ) wechselt. In den USA ist diese zum Beispiel 60 Hz und in Japan liegt die Netzfrequenz bei 50 Hz oder 60 Hz je nach Gebiet.

Man kann sich das so vorstellen, dass jedes Mal, wenn der Strom die Richtung / Polung wechselt, das Licht kurz aus und wieder angeschaltet wird. Also in Europa zum Beispiel 50 Mal in der Sekunde. Und wenn du mit deiner Kamera deine Verschlusszeit schneller als ein 1/50 hast, wirst du diesen kurzen Aussetzer auf Film bannen. Der E-Shutter der Kamera begünstigt dieses noch mal. Dieses Thema ist sehr umfangreich, als dass man es in ein paar Sätzen erklären könnte. Eine gute, umfangreiche Erklärung dazu findet ihr in diesem Video.

Flimmern / Banding Gegenmaßnahmen 

Flimmern und Banding lassen sich dadurch reduzieren, indem man die Belichtungszeit so einstellt, dass diese an die jeweilige Frequenz des Stromnetzes angepasst ist. Also bei 50Hz, wird bei einer Verschlusszeit von 1/50 das Flimmern normal nicht auftreten oder extrem reduziert sein. 

In der Kombination mit dem Deaktivieren des E-Shutters und dem Wechsel zum Mechanischen-Verschluss, ist das Risiko dann weitgehendst minimiert, aber auch nicht 100 % gelöst.


Kameraeinstellungen

Bildfolgemodus

Um die Chancen zu erhöhen, ein gutes Bild zu erhalten, nutzte ich den Serienbildmodus H+. Mit dem Einzelbildmodus läuft man Gefahr, das ein oder andere Foto nicht mache zu können, da das Auslösen einfach zu langsam erfolgt.

Autofokus-Modus

Als Autofokus-Modus habe ich den AF-C gewählt, da hier der Fokus nachgeführt wird. Bedeutet, dass ich den Fokus nicht immer neu setzten muss, wenn das Tier sich bewegt. Bei kontinuierlichem Autofokus wird das Motiv, das sich bewegt, automatisch nachgeführt. Diese Einstellung ist ideal für Motive, die sich bewegen.

Fokusfeld

Bei meinen beiden Kameras habe ich jeweils zwei Fokusfelder als Backbutton-Fokus hinterlegt. Sprich, zwei Buttons mit jeweils einem Fokusfeld. Das gab/gibt mir die Chance, schnell zwischen einem breiten und einem Single-Fokusfeld zu wechseln.

Kamera A1 mit Backbutton Fokus Einstellung

Fokusfelder als Backbutton-Fokus hinterlegt

Dateiformat & Bildinformationen

Dadurch das ich auf den Mechanischen-Verschluss umstellen musste, hat sich natürlich auch meine Serienbildgeschwindigkeit bei der Sony A1 von 20 fps auf 10 fps reduziert, was natürlich die Trefferquote bei den extremen Lichtbedingungen reduzierte. Dennoch war es nicht das Ende der Welt gewesen.

Ein anderer Faktor, was bei solchen Lichtbedingungen eine Rolle spielt, ist der Umfang der Bildinformationen, die pro Bild gespeichert werden. Um hier das Maximum herauszunehmen, habe ich mich für das unkomprimierte RAW-Format entschieden.

Generell werden in dem unkomprimierten RAW-Format mehr Informationen gespeichert. Dies kann bei manchen Kameras bedeuten, dass diese von 12 Bit auf 14 Bit Farbtiefe wechseln. Was wiederum bei der Nachbearbeitung enorm hilfreich ist, gerade in unterbelichteten Bereichen. Die Sony A1 nutzt immer die 14 Bit, bei meiner a7 R IV kommt dieses erst zur Geltung, wenn das unkomprimierte RAW-Format gewählt und von E-Shutter zu Mechanischen-Verschluss umgestellt wird.

Ich fotografiere nie im JPG - Format, da dieses Format stark komprimiert und die Nachbearbeitung dadurch sehr limitiert ist. Für Nachtfotografie würde ich jedem ans Herz legen, in einer der RAW-Formate zu fotografieren, die eine Kamera anbietet und am besten im unkomprimierten RAW-Format.

Als Vergleich zum RAW mit 12 / 14 Bit Farbtiefe pro Farbkanal hat eine JPG-Datei eine Farbtiefe von nur 8 Bit. Hierbei kann man schon erahnen, wie viel weniger Informationen eine JPEG - Datei bereitstellt.

Wer mehr Informationen zu dem Thema Bit-Farbtiefe benötigt, dem kann ich dieses Video empfehlen.

  • Kamera Set-up : 

    • Kameramodus: Manuell

    • Verschluss: Mechanischer Verschluss

    • Dateiformat: RAW unkomprimiert

    • Serienbild: H+

    • Autofokus Modus: AF-C

    • Backbutton Fokus

      • Fokusfeld: Feld auf Button AF-On

      • Fokusfeld: Flexible Spot S auf Button AEL

    • Verschlusszeit: an Stromnetz-Frequenz anpassen 1/50 - 1/80

    • Blende: Offenblende bis Sweet Spot (200 - 600 mm f6.3 - f8)

    • ISO: Auto und auf Max 12800 begrenzt

    • Bild-Stabilisator: deaktiviert bei Stativ Fotografie

Japan Fotoansitz Riesen Fischuhu warten zum fotografieren

Warten auf das erste Foto des Riesen-Fischuhus

Das warten den Auslöser zu betätigen

Erste Nacht: 

So, jetzt hatte ich alles soweit parat, einen guten Fensterplatz, die Sony A1 + 200 - 600 mm auf dem Stativ und die a7R IV + 100 mm - 400 mm ready auf der Fensterbank. 

Settings wie oben beschrieben.
Vielleicht noch eine Sache, wenn ich die Kamera auf dem Stativ habe, schalte ich den Bild-Stabilisator aus. Da dieser nicht mit der Situation auf dem Stativ zurechtkommt, er versucht dabei immer das Bild zu stabilisieren, obwohl die Kamera ruhig steht. Dabei bekommt man nicht so ein scharfes Ergebnis wie mit deaktivierter Stabilisierung geliefert. In diesem Fall arbeitet der Stabilisator dagegen.

Da saß ich nun, den Finger am Auslöser.😃
Es dauerte nicht lange, nachdem die Dämmerung zur Dunkelheit gewechselt hatte, bis ich die Gelegenheit bekam, die erste Serienaufnahme auszulösen. Der Uhu war etwa 20 m entfernt gelandet und nach einigem verweilen, setzte er auch schon zur Jagd an und schnappte sich einen Fisch aus dem Wasser. Es war schon ein Erlebnis, diesen beeindruckenden Vogel beobachten zu können. Dieses wiederholte sich einige Male bis in die frühen Morgenstunden. 

Es war ein Riesen-Fischuhu Paar, das auf die Jagd ging, um ihren Nachwuchs füttern zu können. Weshalb auch die Möglichkeit öfter gegeben war, die großen Vögel am Fluss anzutreffen. Leider kamen die Jungtiere nicht an den Bachlauf, aber man konnte sie rufen hören.

Meine Bedenken bezüglich der hohen ISO, hatten sich auch gelegt. Ich hatte zwar einige Versuche unternommen, die ISO zu drücken, was auch mal gut und mal schlecht klappte. Aber 12800 war ok, da man bei den Bildern nicht viel croppen musste. Die Entfernung von Kamera und Uhu war für das 600 mm und das 400 mm Frame füllend und perfekt. Und so sieht man das ISO Rauschen nicht auf den Bildern. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn ich stark rein croppen hätte müssen, das wäre dann eher schlecht gewesen. Am Ende der ersten Session hatte ich dann doch einige gute Bilder im Kasten, aber noch nicht das erhoffte Flugbild. Ich sah diesen Abend als eine Art Generalprobe, für die nächste Foto-Nacht.

Es empfiehlt sich immer, bei solch einem Projekt, mindestens zwei Tage einzuplanen, wenn möglich. So erhöht sich die Chance, das Bild zu erhalten, das man sich zuvor ausgemalt hat.


Zweite Nacht:

In der zweiten Nacht wechselte ich den Ansitz, von den Wohncontainern zum gegenüberliegenden Bus. Hier war ich mit einem japanischen Fotografen-Pärchen zusammen, die mit einem lichtstarken 400 mm f2.8 auf den richtigen Moment wartete. Da hatte ich schon das ein und andere Mal neidisch auf das Objektiv rübergeblickt. 😃

In der Unterhaltung mit den beiden, fand ich heraus, dass diese auch das Ziel hatten, den Riesen-Fischuhu im Frontalanflug ablichten zu wollen. Und unsere gemeinsame Vorstellung, ein solches Bild machen zu können, sollte sich in dieser Nacht auch erfüllen.

Auch in dieser Nacht ließ der Fischuhu nicht lange auf sich warten, das Uhu-Pärchen kam sogar gemeinsam zum Bachlauf. Nach einigen Minuten schnappte sich der erste Uhu einen Fisch aus dem Wasser und flog genau auf unser Fotoversteck zu. Wahnsinn, gleich beim ersten Mal war die Szene im Kasten. Das ganze wiederholte sich dann noch mal, und ich nutzte die Gelegenheit, dieses auch zu filmen.

Den Film dazu werde ich noch nachreichen.


Riesen Fischuhu mit Fisch als Beute beim Abflug

Kamera Sony a7 R IV Objektiv: Sony 100 - 400 mm Einstellungen: f5.6 - 1/80 - 400 mm - ISO 12800

Fazit:

Insgesamt habe ich 2 Nächte den Riesen-Fischuhu fotografieren dürfen. Dabei konnte ich wieder einige Erfahrungen sammeln. Es entstanden ein paar Tausend Bilder, von denen am Schluss nur ein paar Hundert übrig blieben und bei näherem Betrachten nur drei herausstachen. Und für die hatte es sich gelohnt!

Während der zwei Nächte kamen noch andere Begegnungen von nachtaktiven Tieren zustande, zum einen kamen zwei Sikahirsch (Cervus nippon) in den Bereich und hatten eine kurze Meinungsverschiedenheit mit einem der beiden Fischuhus (siehe Bild unten). Ein EZO-Rotfuchs kreuzte auch kurz den Bachlauf, mit einer Tüte Wiener im Maul. Das hatte mich etwas verwirrt, zum einen, dass er eine Tüte mit Wurst durch die Gegend trug und zum anderen, dass es aussah, als wenn es klein geschnittene Wiener währen. Das ist jetzt nicht die typische Wurstsorte in Japan.😜

Es war ein super Erlebnis, diesen tollen Vogel beobachten und auf Bild und Video festhalten zu können. Dadurch, dass der Ansitz doch recht bequem war und unser Zimmer sich auch gleich in Reichweite befand, war die Nachtaktivität gut zu bewerkstelligen. Es kamen sehr tolle Aufnahmen dabei zustande. 

Die Location im Allgemeinen war für uns sehr angenehm, neben der guten Hausmannskost, die uns die Pensionsbesitzerin hergerichtet hatte, war entlang der Küste auch die Möglichkeit, tagsüber Seeadler beobachten zu können. Von dort haben wir auch unsere Touren gestartet, um Bären und Pottwale zu beobachten.  Dazu mehr in meinen folge Berichten.

Alles in allem ein muss, für jeden, der zum Shiretoko Nationalpark kommt und diesen seltenen Vogel beobachten oder Fotografieren möchte, ohne negativ in die Natur auf eigene Faust eingreifen zu wollen. 

  • In den 1980er-Jahren war die Unterkunft eine gewöhnliche Pension in Rausu.

    1989 beobachtete dann ein japanischer Naturfotograf, der regelmäßig Gast der Pension war, einen Riesen-Fischuhu, der an dem Bachlauf gegenüber der Pension Fische jagte. Dieser Fotograf hat daraufhin versucht, den Riesen-Fischuhu mit lebenden Fischen zu ködern. Zu diesem Zweck hat er einen kleinen Bereich im Bach mit Steinen abgegrenzt und Fische als Köder hineingesetzt. Sein Vorhaben war ein Erfolg und seit dem galt dieser Spot lange als Geheimtipp unter japanischen Naturfotografen.

    Es wurde keine öffentliche Werbung seitens der Pension dazu gemacht.

    Dennoch wurde dieser Spot lediglich durch Mundpropaganda jedes Jahr bekannter. Die Aufmerksamkeit, die das seltene Tier erregte, war so groß, dass nicht nur die Gäste der Pension, sondern auch Fotografen, die nicht in der Pension übernachteten, die Gelegenheit nutzen wollten, das Tier zu fotografieren.

    Zum damaligen Zeitpunkt kamen die Leute noch mit dem Auto auf das Grundstück und fotografierten auch aus diesem. Da es keine festgelegten Verhaltensregeln gab, uferte das Ganze nach einiger Zeit aus. Neben dem Autochaos kamen noch dazu, dass einige Fotografen mit Blitz fotografierten, was dazu führte, dass der Uhu nicht mehr regelmäßig auftauchte. Es gab Rangeleien um die besten Foto-Parkplätze sowie andere unangemessene Verhaltensweisen, die am Ende nicht dem Wohl des Tieres dienten.

    Also wurde dem ganzen erst mal ein Riegel vorgeschoben, kein Blitz, kein Auto, kein Fotograf. Im Gegenzug wurden Wohncontainer als Fotoansitz aufgestellt. Auch ein alter ausrangierter Bus, wurde als Ansitz umfunktioniert, um den Uhu von einer anderen Position fotografieren zu können.

    Es wurden Verhaltensregeln aufgestellt, dass das Tier nicht gestört wird. Zum Beispiel, dass man den Ansitz nicht verlassen darf, wenn der Uhu in der Nähe ist. Blitzlichter wurden untersagt, dafür wurden Scheinwerfer festinstalliert, die einen kleinen Abschnitt des fließenden Gewässers aufhellten. Autos mussten auf einem Parkplatz abgestellt werden, der einen größeren Abstand zu dem Spot hat.

    Da der Riesen-Fischuhu sehr selten geworden ist, kontrolliert das Umweltministerium monatlich, ob alle Regeln zum Schutze des Tieres auch eingehalten werden.

    Der Spot ist derart bekannt geworden, dass Fotografen aus der ganzen Welt zwischen Januar und Februar ihr Stelldichein geben. In diesen Monaten hat die Pension und der Fotoansitz den höchsten Pik an Buchungen. Da können dann mal schnell 40 Fotografen über Nacht in den Containern auf den Riesen-Fischuhu warten. Dass dieser Zeitraum so beliebt ist, liegt daran, dass die Riesenseeadler in dieser Gegend überwintern und der Hauptmagnet für Naturfotografen aus aller Welt ist. Wo sich natürlich diese einmalige Gelegenheit zusätzlich anbietet.

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Markus

🇩🇪 Wer schreibt hier:

Servus zusammen,

mein Name ist Markus und seit 2014 widme ich mich der Video- & Fotografie von Naturmotiven. Diese Leidenschaft begann während meiner zahlreichen Reisen durch Japan - von Hokkaido im Norden bis hinunter nach Okinawa im Süden. Diese Erfahrungen haben mich wieder stärker mit der Natur verbunden und auch die WildeNatur vor meiner eigenen Haustür entdecken lassen.

🇺🇸 Who is writing here:
Hello everyone,
My name is Markus, and I've been passionate about video and photography of nature scenes since 2014. This passion started during my many trips across Japan—from the northern reaches of Hokkaido all the way down to Okinawa in the south. These journeys have helped me reconnect with nature and also explore the wild beauty right outside my own front door.

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