Live Blog: Hokkaido Kushiro #1
In unserem letzten Reiseabschnitt nehmen wir dich mit nach Hokkaido, einem winterlichen Naturparadies. Dort erwartet uns eine faszinierende Tierwelt, darunter Kraniche, Hirsche, Flughörnchen, Seeadler und viele weitere beeindruckende Tiere.
Falls du die ersten Wochen unseres Aufenthalts in Japan bisher nicht verfolgt hast, kannst du das hier nachholen:
Ab jetzt werde ich viele Daten in Form von Bildern und Videos erstellen, da ich ab jetzt ganztägig mit der Kamera draußen bin. Deshalb kann ich die so erstellten Bilder in meinen Live-Blog-Updates nicht unterbringen. Ich werde es nicht schaffen, diese am selben Tag zu sortieren und dir hier zu zeigen. Aber ich werde natürlich immer mal ein paar für euch herauspicken.
06.01.2024 - Mandschurenkranich (Grus japonensis)
Gestern Abend sind wir in Kushiro, einer Hafenstadt an der Ostküste Hokkaidos, gelandet. Nach unserer Ankunft fuhren wir gleich weiter zu unserer ersten Unterkunft. Diese liegt in der Nähe von unseren ausgesuchten Kranich-Spots. Der Flug von Tokio Haneda bis zum Kushiro Flughafen dauerte etwa 1 1/2 Stunden. Von dort aus waren es dann noch einmal 30 Minuten bis zu unserer Unterkunft. Die Wetterverhältnisse sind im Moment noch nicht extrem, am Tag liegt die Temperatur bei ca. 0 bis 3 C und am Abend bis in die Nacht bei -5 C. Dieses soll ich aber in den nächsten Tagen ändern. Was bedeutet das es am Tag auf ca. - 4 C und in die Nacht bis - 15 C fallen soll. Das wird sich in den kommenden Wochen dann noch mal ein Stück nach unten schrauben.
Den heutigen Tag haben wir nach dem Frühstück sogleich begonnen und uns den Mandschurenkranichen (Grus japonensis) gewidmet. Zunächst konzentrierte ich mich darauf, gute Positionen zu finden, um diese eleganten Vögel in den kommenden zwei Tagen optimal fotografieren und filmen zu können.
Ich habe mir vier verschiedene Arten von Fotos vorgestellt, die sich von meinen üblichen Dokumentationsbildern in diesem Live-Blog abheben sollen. Wenn man nur so wenig Zeit zur Verfügung hat, ist es immer fraglich, ob man alle Bilder, die man sich vornimmt, auch wirklich einfangen kann. Das gleiche Ziel verfolge ich auch für das Filmmaterial. Ob es mir gelingt, Foto und Video in derselben Szenerie festzuhalten, bleibt abzuwarten.
Hier sind die Fototypen, die ich umsetzen möchte:
Porträt
Porträt Singender Kranich
Langzeitbelichtung bei Flug
Sonnenaufgang Gegenlicht
Erste Eindrücke und Herausforderungen bei den Mandschurenkranichen
Ein paar Versuche in diese Richtung zu fotografieren, habe ich heute schon gestartet. Eine der größten Herausforderungen war und wird es, das richtige Licht zu haben. Aber ist das nicht immer so bei unseren Fotovorhaben? 😜
Momentan geht die Sonne um 6:40 Uhr auf, und an unserem ersten Spot kommt sie dann um etwa 7:20 Uhr über die Bergkuppe. Das habe ich heute Morgen gleich mal geprüft, damit ich für die nächsten Tage das Licht besser einschätzen kann. Um circa 15:30 Uhr verschwinden die letzten Sonnenstrahlen dann auch schon wieder hinter dem nächsten Berg. Der Zeitraum vom weichen bis zum winterlich harten Licht ist sehr knapp. Was einem zugutekommt, ist, dass das Sonnenlicht im Winter nicht ganz so hart ist, oder besser gesagt, nur einen kurzen Zeitraum zwischen etwa 11 Uhr und 14 Uhr wirklich intensiv ist, wenn keine Wolke am Himmel ist.
In dieser Zeit kann man sich dann dem leckeren japanischen Essen widmen.
Heute hatte ich folgendes Equipment im Einsatz:
Sony A1 + 1.4 x TC & 2 x TC + 400 mm f2.8
Sony a6700 + 100 - 400 mm f4.5 / 5.6 & 200 - 600 mm f5.6 /6.3
Und hier schon mal ein paar erste Eindrücke der Mandschurenkraniche (Grus japonensis).
Einen Singschwan gab es auch noch dazu
07.01.2024 - Mandschurenkranich Morgenlicht
Früher Start zu den Mandschurenkranich
Um 5 Uhr morgens klingelte der Wecker und holte uns aus dem Bett. Heute stand der Besuch eines Kranich-Spots auf dem Programm, von dem ich mir erhoffte, ein paar gute Gegenlichtaufnahmen machen zu können. Laut Wettervorhersage sollte es sonnig sein, und mein Check in Google Earth, an welcher Stelle die Sonne aufgehen wird, lies hoffen, dass dieser Platz für solche Aufnahmen geeignet ist. Danach steht ein weiterer Kranich-Spot auf dem Plan, den wir bisher noch nicht kannten.
Als wir zum Auto gingen, sahen wir, dass es bewölkt war. Trotzdem fuhren wir in der Hoffnung los, dass sich die Wolken bis 7:00 Uhr vielleicht verziehen würden. Immer positiv denken! 5:45 Uhr, warm angezogen, bewaffnet mit Kaffee in der Thermoskanne und allerlei Fotoausrüstung ging es los. In der Nacht hatte es noch einmal geschneit, sodass die Straßen ziemlich verschneit waren, die Außentemperatur lag bei - 10 C. Die Fahrt dauerte etwa 30 Minuten. Als wir ankamen, hatten sich die Wolken tatsächlich weitgehend verzogen. Nur am Horizont, genau dort, wo die Sonne normalerweise aufgehen soll, hielt sich ein dunkles Wolkenband. Dennoch war die Chance hoch, dass ich mein Foto machen konnte, sobald die Sonne über das Wolkenband steigt. Ein Kranichen-Pärchen war schon vor Ort, ansonsten war das große Feld leer. Jetzt hieß es erst mal warten.
Nach und nach kamen kleine Gruppen und Familien von Kranichen angeflogen. Das Licht war zunächst nicht wie erhofft. Je mehr Kraniche ankamen, desto geringer wurde die Chance, Fotos mit einzelnen oder gut freigestellten Gruppen zu machen. An diesem Platz versammeln sich im Laufe des Tages nämlich einige hundert Mandschurenkraniche, was es schwierig macht, solche Bilder zu bekommen.
Zu Beginn waren wir allein an diesem Platz. Nach einer Weile kam ein anderes Fotografen-Paar hinzu, die offenbar den gleichen Plan hatten: Die ankommenden Kraniche im winterlich goldenen Morgenlicht zu fotografieren.
Schließlich blitzte die Sonne über die letzten Wolken am Horizont auf. Die Fotos, die am Ende entstanden, hatten zwar nicht genau die Lichtstimmung, die ich mir vorgestellt hatte, kamen dieser aber sehr nahe. Ein paar davon habe ich für euch schon mal entwickelt.
Zum Equipment der beiden Bilder:
erstes Bild Sony a6700 + 200 - 600 mm f5.6 / 6.3
zweites Bild Sony A1 + 1.4 TC + 400 mm f2.8
Eine Überraschung gabs dann noch on top für uns, aber alles mit seiner Zeit, darauf komme ich etwas später zurück.
Um 8:30 Uhr beschlossen wir dann zum nächsten Mandschurenkranich-Spot zu fahren. Die Sonne stand jetzt schon höher und wir hatten, was wir uns etwas vorstellten. Um noch den Rest des nicht ganz so hartes Licht am anderen Spot nutzen zu können, machten wir uns also auf den Weg, was eine 30-minütige Fahrzeit bedeutete.
Die Fahrt führte uns durch eine gemischte Landschaft aus Bergen und Flachland. Die Kombination dieser Elemente mit der Schneedecke erzeugte eine wunderschön winterliche Stimmung. Am Ziel angekommen, stellten wir fest, dass dieser Spot sehr beliebt sein muss, da bereits viele Fotografen und Vogelbeobachter vor Ort waren. Wir schnappten uns unser Equipment und versuchten unser Glück, um noch einige gute Aufnahmen zu machen.
Der Spot machte auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Es handelte sich um ein großes schneebedecktes Feld, das von natürlichen Waldstreifen umgrenzt wurde. Am Morgen bot sich Gegenlicht und am Abend würde die Sonne im Rücken stehen – also vielversprechend für Bilder mit einer besonderen Stimmung. Leider war uns klar, dass wir diesen Vorteil nicht mehr nutzen können, da wir am nächsten Tag zu unserem nächsten Abenteuer aufbrechen würden. Dennoch werde ich diesen Spot beim nächsten Mal in meine Planung einbeziehen.
Eine überraschende Begegnung
So standen wir da und schauten über die große Anzahl der Mandschurenkraniche. Meiner Frau fiel direkt ein Kranich auf, der sich von den anderen unterschied. Und zwar nicht, weil sein Verhalten herausstach, sondern weil er kein Mandschurenkranich war. Es handelte sich um einen Weißnackenkranich (Antigone vipio), den man normalerweise auf der südlichen japanischen Insel Kagoshima beobachten kann. Dieser Vogel weckte sofort meine Aufmerksamkeit. Nach den vielen Fotos der Mandschurenkraniche, die ich schon gemacht hatte, kam diese für mich neue Kranichart genau richtig. Die Herausforderung bestand darin, das Tier für ein Porträt isoliert zu erwischen und mit dem mittlerweile härteren Licht zurechtzukommen.
Dabei sind mir ein paar Aufnahmen von dem Weißnackenkranich gelungen.
Zum Equipment der beiden Bilder:
Sony a6700 + 200 - 600 mm f5.6 / 6.3
Besuch im Natur-Center und Abschluss des Fotomorgens
Das Feld, auf dem sich die Kraniche versammelten, gehörte zu einem Natur-Center. Dort konnte man sich weitere Informationen über die Kraniche einholen. Nach unserem ereignisreichen Fotomorgen beschlossen meine Frau und ich, den Vormittag bei einem Mittagessen in einem netten kleinen Restaurant ausklingen zu lassen. Zuvor wollten wir aber noch das Natur-Center aufsuchen. Wir waren uns nicht sicher, ob es bestimmte Öffnungszeiten gab, denn wir planten, um 15 Uhr zum Sonnenuntergang zurückzukehren.
Gesagt, getan. Beim Betreten des Natur-Centers wurden wir sogleich von einer Frau angesprochen. Sie fragte, ob sie uns helfen könne. Nachdem unsere Frage zu den Öffnungszeiten geklärt war, kamen wir ins Gespräch. Wir sprachen zuerst über den Weißnackenkranich, den wir entdeckt hatten. Bis dahin wussten wir nicht, um welche Art es sich handelte. Die notwendigen Informationen bekamen wir im Natur-Center. Zudem erfuhren wir von einem Kranich aus Kanada, der an unserem vorherigen Spot gesichtet wurde. Dies motivierte uns, später noch einmal dorthin zurückzukehren. Der Spot lag in der Nähe des Restaurants, in dem wir Mittagessen wollten.
Unser Gespräch mit der Mitarbeiterin des Natur-Centers vertiefte sich. Als sie erfuhr, dass wir in Deutschland lebten, erzählte sie, dass sie früher für BASF in Tokio gearbeitet und war aber dann mit ihrem Mann nach Hokkaido gezogen. Wie klein die Welt doch ist: Wir hatten die Dame und ihren Mann einen Tag zuvor beim Essen gesehen. Sie hatten uns deshalb erkannt, als wir das Natur-Center betraten. Wir unterhielten uns lange, auch über die Lichtverhältnisse am Kranich-Spot bei Sonnenaufgang und -untergang. Ein Ranger kam hinzu, gab uns weitere Tipps zu Fotospots und erklärte uns die dortigen Lichtverhältnisse. In Japan erlebe ich dies immer wieder, wie freundlich, sachlich und hilfsbereit die Menschen sind.
Nach dieser bereichernden Unterhaltung fuhren wir zum Mittagessen in das kleine Restaurant. Es liegt direkt an einem großen Schilfgürtel. Dort kann man ab und zu Kraniche beobachten, die tief über das Schilf fliegen. Von einer großen Fensterfront aus hat man einen wunderbaren Blick darauf. Vor dem Fenster gibt es auch eine Futterstation für Singvögel. Während des Essens kann man viele Vogelarten beobachten: Kohlmeisen, Sumpfmeisen, Schwanzmeisen, Spatzen, Spechte und Eichelhäher. Einen Eichelhäher musste ich beim Essen durch die Fensterscheibe fotografieren. Er saß direkt vor uns, als würde er sich extra präsentieren.
Nach dem leckeren Essen fuhren wir noch einmal zu dem Spot, an dem wir unseren Tag begonnen hatten. Wir wollten sehen, ob wir die kanadische Kranichart entdecken konnten. Und tatsächlich, trotz der hochstehenden Sonne und des dadurch harten Lichts, wollte ich ein Foto vom Kanadakranich (Antigone canadensis) machen. Auf dem Foto beabsichtigte ich, den Unterschied zwischen dem Mandschurenkranich und dem Kanadakranich herauszustellen. Dabei sollte der Schwerpunkt auf der Größe und dem Aussehen liegen, wobei der Kanadakranich im Vordergrund stehen sollte. Deshalb hatte ich den Fokus im Foto auf ihn gesetzt. Hierbei entstand das folgende Foto:
Nach diesem ereignisreichen Vormittag ging es zurück zu unserer Unterkunft, wo wir erst einmal eine Mittagsruhe einlegten. Geplant war dann bis 15 Uhr noch mal den Sonnenuntergang an dem Kranich-Spot mit dem Weißnackenkranich (Antigone vipio) Fotografisch zu nutzen.
Mandschurenkraniche und Weißnackenkranich am Abend
Man kann so viel planen, wie man möchte, doch letztendlich kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Unsere Mittagsruhe fiel tiefer aus als geplant, und wir verschliefen. Als wir ins Auto stiegen, waren wir bereits gute 30 Minuten verspätet. Es war klar, dass wir den Sonnenuntergang für das Fotoshooting der Kraniche nicht mehr nutzen konnten. Dennoch wollten wir die Gelegenheit nutzen, noch einmal die Mandschurenkraniche und den Weißnackenkranich zu fotografieren und zu beobachten, bevor es morgen zu unserem nächsten Abenteuer geht.
Obwohl ich die wärmeren Sonnenstrahlen beim Sonnenuntergang nicht nutzen konnte, bot sich mir die Gelegenheit, noch einige Langzeitbelichtungen beim Start und Flug der Kraniche zu machen.
Zum Equipment der beiden Bilder: Sony A1 + 400 mm f2.8
Zum Abschluss konnte ich noch einmal den Weißnackenkranich fotografieren, bevor ein sehr ereignisreicher und vor allem schöner Tag endete.
Morgen geht’s dann weiter mit unseren Fotoabenteuern in Hokkaido.