Rothirsch (Cervus elaphus)

Rothirsch (Cervus elaphus) – Bild entstand am Darß Zingst, Mecklenburg-Vorpommern

Eckdaten

  • Größe: 165 - 205 cm

  • Gewicht: 100 -113 Kg

  • Nahrung: Baumrinde, Gras, Kräutern, Früchte, Pilze, Moos, Flechten, junge Zweige, Sträuchern.

  • Beobachtungstipp:  Wäldern, Dickungen, großen offenen Lichtungen

Fotografie Tipps

  • Objektiv: ab 600 mm

  • Schwierigkeitsgrad: schwer

Der Rothirsch (Cervus elaphus), auch als Rotwild oder Edelhirsch bezeichnet, ist eine Art der Echten Hirsche. Sein besonders großes und weitverzweigtes Geweih ist bei männlichen Tieren als Jagdtrophäe sehr begehrt. Weibliche Tiere, auch Alttiere oder Kahlwild genannt, entwickeln kein Geweih. Der Rothirsch ist eines der größten frei lebenden Wildtiere in Mitteleuropa und bevorzugt Waldbiotopen. Ursprünglich war er jedoch in offenen und halb offenen Landschaften zu finden. Rothirsche sind in mehreren Unterarten in Eurasien verbreitet. Die nordamerikanischen Wapiti wurden früher als Unterart des Rothirsches betrachtet, werden heute aber als eigenständige Art zusammen mit ostasiatischen Rothirschen geführt.

Rothirsche sind größere Hirscharten und die Körpergröße variiert je nach Unterart. Männliche Tiere sind in der Regel größer als weibliche. Männliche Rothirsche haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 180 bis 205 cm und eine Schulterhöhe von 105 bis 130 cm, während weibliche Tiere 165 bis 180 cm lang und 95 bis 115 cm hoch sind. Das Gewicht variiert erheblich und hängt von der Unterart und dem Geschlecht ab. Auf Sardinien und Korsika gibt es besonders kleinwüchsige Hirsche, die bis zu 80 kg wiegen können. In den Karpaten und Bulgarien gibt es besonders schwere Rothirsche, bei denen männliche Tiere bis zu 350 kg und weibliche Tiere bis zu 200 kg wiegen können. Im in der Region Westfalen und im Reinhardswald (Harz,) wiegen zehnjährige männliche Rothirsche durchschnittlich zwischen 100 und 113 kg.

Das Geweih der männlichen Rothirsche fällt in der Regel zwischen Februar und April ab und beginnt kurz danach wieder nachzuwachsen, wobei der Zeitpunkt des Abwerfens vom Alter des Hirsches abhängt. Die Neubildung des Geweihs dauert etwa 140 Tage und ist in der Regel bis zum Sommer abgeschlossen. Während dieser Zeit bildet ein Hirsch mit großem Geweih eine Knochensubstanz von vier bis fünf Kilogramm Gewicht aus. Das Geweih ist im Durchschnitt 90 bis 105 Zentimeter lang und wiegt einschließlich Schädel 6 bis 6,5 Kilogramm. Es gibt jedoch außergewöhnlich große Geweihe, die bis zu 130–140 Zentimeter lang sind und ein Gewicht von 18 bis 21 Kilogramm auf die Waage bringen können. Ein Beispiel dafür ist ein Rothirsch, dessen Geweih im September 2014 im Duvenstedter Brook nahe Hamburg erlegt wurde und ein Gewicht von 15,55 kg besaß.

Die Rothirsche haben verschiedene Arten von Lautäußerungen. Das Röhren der männlichen Hirsche während der Brunft im Herbst ist am bekanntesten. Im Kapitel zur Brunft wird auf die Funktion und das Klangbild näher eingegangen.

Das Rotwild verfügt über hervorragend entwickelte Sinne, zu dem auch ein besonders ausgeprägter Geruchssinn gehört. Aufgrund des hohen Anteils an Riechschleimhaut sind Rothirsche sogenannte Makrosmatiker. Wenn sie auf Äsungsflächen unterwegs sind, bewegen sie sich in der Regel gegen den Wind. Sie suchen auch nach Ruheplätzen, die entweder einen kreisenden Wind haben oder aus Feindrichtung wehen. Der Geruchssinn zeigt sich auch in anderen Verhaltensmustern. Rothirsche umgehen mögliche Feinde häufig in weiten Kreisen, bis der Wind aus der Richtung des Feindes weht. Rothirsche nehmen Gerüche wahr, indem sie den Kopf mit leicht geöffnetem Maul und beweglichem Nasenspiegel heben und senken, um die Geruchsquelle zu erkennen. Bei guten Windverhältnissen können Rothirsche menschliche Witterung auf einige hundert Meter wahrnehmen.

Rothirsche haben seitlich stehende Augen mit großen ovalen Pupillen und können einen weiten Bereich ohne Kopfdrehung überblicken. Sie reagieren auf Bewegungen und haben ein weniger entwickeltes Erkennungsvermögen für unbewegte Objekte. Ihre Ohren können unabhängig voneinander bewegt werden, um die Richtung von Geräuschen genau zu orten. Wenn sie Gefahr wahrnehmen, nehmen sie eine angespannte Körperhaltung ein und können schnell flüchten.

Der Rothirsch hat in Osteuropa noch ein zusammenhängendes Verbreitungsgebiet, während es in Westeuropa durch fragmentierte Vorkommen gekennzeichnet ist, von denen einige sehr klein sind. In Deutschland sind die Mittelgebirge sowie die Alpen und das Alpenvorland wichtige Verbreitungsschwerpunkte. Verkehrswege und dicht besiedelte Gebiete können den genetischen Austausch zwischen den Vorkommen beeinträchtigen.

In bestimmten Teilen Deutschlands müssen Rothirsche während der Jagdsaison erlegt werden, wenn sie außerhalb von speziell ausgewiesenen Rotwildbezirken leben. Einige Bundesländer haben jedoch die Rotwildbezirke abgeschafft, darunter Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In diesen Gebieten gibt es kein Abschussgebot für Rothirsche.

Rothirsche bevorzugen natürliche Lebensräume, die eine vielfältige Struktur aus Dickungen, Wäldern und offenen Lichtungen bieten, aber sie können auch in nahrungsarmen Wäldern oder fast baumfreien Landschaften überleben. Der Rothirsch kommt in verschiedenen Klimazonen von den kalten Hochlagen der Alpen bis hin zu heißen Tiefebenen vor, was ihn zu einer anpassungsfähigen Art macht. Dies hat auch dazu geführt, dass der Rothirsch in in Chile, Argentinien und Neuseeland erfolgreich angesiedelt werden konnte.

In Mitteleuropa sind die natürlichen Lebensräume des Rothirsches aufgrund der dichten Besiedlung des Menschen extram eingeschränkt worden. Rothirsche meiden den Kontakt mit Menschen und sind fast ausschließlich in Waldbiotopen, wo sie am wenigsten gestört werden. In Deutschland gibt es Bereiche, in denen Rotwild gejagt werden darf und andere, in denen dies verboten ist. Letztere werden als rotwildfreie Gebiete bezeichnet, aber sie sind isoliert und können zu einer hohen Wilddichte und Waldschädigung führen.

Der Rothirsch zählt als Intermediärtyp zu den Tieren, die zwischen Raufutterverwertern und Selektierern stehen. Im Gegensatz zum Reh, das auf hochwertig qualitative Nahrung angewiesen ist, zeigt der Rothirsch eine breitere Nahrungsvielfalt. Täglich nimmt er zwischen 8 und 20 Kilogramm Grünfutter zu sich, wobei der Nahrungsbedarf saisonal bedingt ist und bei säugendem oder tragendem Kahlwild sowie bei Hirschen mit wachsendem Geweih besonders hoch ist.

Der Pansen des Rothirsches ist relativ groß im Verhältnis zur Körpergröße und kann bis zu fünfundzwanzig Liter fassen. Dadurch kann er auch zellulosehaltige, aber auch nährstoffarme Nahrung wie Gras und Baumrinde verdauen. Zum Nahrungsspektrum des Rothirsches gehören neben Gras und Kräutern auch Pilze, Früchte, Moos, Baumrinde, Flechten sowie junge Zweige von Sträuchern und Bäumen. Rothirsche nutzen in Europa mehr als 90 Prozent der vorkommenden Pflanzenarten als Nahrung. Einige Pflanzenarten wie Moose und Sauergräser sowie bestimmte Distelarten werden allerdings gemieden.

Rothirsche beeinflussen, wie häufig ein Pflanzenarten in ihrem Lebensraum vorkommt, indem sie bestimmte Arten verschwinden lassen und andere häufiger werden lassen. Die Nahrungspräferenz des Rothirsches gibt auch Auskunft über die Dichte der Rothirschpopulation. Die Brunftzeit des Rothirsches dauert in Mitteleuropa fünf bis sechs Wochen und beginnt Anfang September. Ältere männliche Hirsche trennen sich Ende August von den Hirschrudeln und suchen die Kahlwildrudel auf. Das Brunftterritorium ist in der Regel eine bevorzugte Äsungsstelle des Kahlwildrudels, wie eine Waldlichtung. Mehr Informationen zur Brunft des Rothirsches sind im Kapitel "Brunft" zu finden.


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Markus

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mein Name ist Markus und seit 2014 widme ich mich der Video- & Fotografie von Naturmotiven. Diese Leidenschaft begann während meiner zahlreichen Reisen durch Japan - von Hokkaido im Norden bis hinunter nach Okinawa im Süden. Diese Erfahrungen haben mich wieder stärker mit der Natur verbunden und auch die WildeNatur vor meiner eigenen Haustür entdecken lassen.

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My name is Markus, and I've been passionate about video and photography of nature scenes since 2014. This passion started during my many trips across Japan—from the northern reaches of Hokkaido all the way down to Okinawa in the south. These journeys have helped me reconnect with nature and also explore the wild beauty right outside my own front door.

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