Elster (Pica pica)
Eckdaten
Größe: 40 - 51 cm
Gewicht: 50 -100 g
Nahrung: Regenwürmer, kleine Wirbeltiere, Vogeleier, Beeren, Sämereien, Früchte, Abfälle, Aas
Jahreszeit: Ganze Jahr
Beobachtungstipp: Agrarlandschaft, Weiden, Gärten, Hinterhöfen, Parks
Fotografie Tipps
Objektiv: ab 300 mm
Schwierigkeitsgrad: leicht
Die Elster (Pica pica) ist ein Vogel aus der Familie der Rabenvögel und bewohnt weite Teile Europas, Asiens und das nördliche Nordafrika. Besonders in städtischen Gebieten ist sie häufig anzutreffen und aufgrund ihres schwarz-weißen Gefieders mit den langen Schwanzfedern leicht zu erkennen. Elstern zählen zu den intelligentesten Vögeln und gelten als eine der intelligentesten nicht-menschlichen Lebewesen. Das Nidopallium caudolaterale der Elster hat in Relation zu ihrer Größe ungefähr die gleiche Größe wie der präfrontale Cortex von Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Menschen. Elstern bestehen den Spiegeltest und zählen damit zu den wenigen Vogelarten, die diese Fähigkeit besitzen.
In Europa wurde die Elster aufgrund ihres Rufes als Unheilsbringer und Dieb im Volksglauben lange Zeit negativ betrachtet. In der nordischen Mythologie galt sie als Bote der Todesgöttin Hel. Im Gegensatz dazu wird die Elster in Asien traditionell als Glücksbringer angesehen und die nordamerikanische Hudsonelster wird von Indianern als Geistwesen verehrt.
Die Nominatform der Elster ist vorwiegend schwarz und weiß gefärbt. Der Schwanz ist gestuft und oft so lang wie der Rest des Körpers oder länger als die Flügel. Bauch, Flanken und Schultern sind weiß, während die Schwanzfedern und die Außenfahnen der Schwungfedern, je nach Reflexionswinkel, metallisch grün, blau oder purpurfarben schimmern. Im Frühling werden die Farben matter und weniger schillernd. Männchen und Weibchen sehen äußerlich gleich aus, obwohl die Männchen im Durchschnitt mit 233 g etwas schwerer als Weibchen sind. Elstern können bis zu 46 cm lang werden und haben eine Flügelspannweite von etwa 48-53 cm.
Junge Elstern haben einen leuchtend roten Rachen und sind fast so gefärbt wie erwachsene Vögel, jedoch mit geringen Unterschieden. Der Schwanz ist glanzlos und kürzer, die weißen Bereiche auf den Innenfahnen der äußeren Handschwingen reichen nicht so weit zur Federspitze wie bei adulten Elstern. Die Fortbewegung der Elster erfolgt meist hüpfend, kann aber auch gehen. Sie bewegt sich geschickt im Geäst von Bäumen und fliegt wellenförmig.
Die Mauser der Elstern beginnen bei einjährigen Vögeln etwas früher als bei mehrjährigen Vögeln, und sie wechseln dabei das ganze Gefieder. Die Mauser beginnt in Europa im Juni, während flügge Vögel frühestens im Juli und spätestens Ende August mausern.
Die Elster hat eine weite Verbreitung in Europa, Asien und Nordafrika. In Europa ist sie flächendeckend verbreitet und kommt von Skandinavien bis zu den südlichen Spitzen von Spanien und Griechenland vor. Es gibt nur einige Mittelmeerinseln, auf denen sie nicht zu finden ist. Auch in Nordafrika besiedelt sie küstennahe Bereiche von Marokko, Algerien und Tunesien. Die Elster ist ein Standvogel, aber in Skandinavien auch ein Zugvogel.
Im Osten Europas erstreckt sich die Verbreitung der Elster bis etwa 65° N, während ihr Lebensraum im Nahen Osten die Türkei und Teile des Irans bis fast an die Küste des Persischen Golfs umfasst. In Fernost kommt die Elster bis zum Japanischen Meer vor und ihre Nordgrenze der Verbreitung weicht bis auf etwa 50° N zurück. Auch in Asien ist die Elster weit verbreitet und besiedelt Gebiete bis nach Nordvietnam. Eine isolierte Population befindet sich auf der Kamtschatka-Halbinsel. Auf Nordwest-Kyushu wird eine kleine Population als Naturdenkmal geschützt.
Die Elster ist eine Vogelart, die weltweit in Höhen bis zu 2500 Metern vorkommt und sowohl im Flachland als auch im Gebirge anzutreffen ist. Allerdings gibt es Ausnahmen, wie die Unterarten P. p. asirensis, P. p. bottanensis und P. p. hemileucoptera, die in Höhen bis zu 4000 Metern oder sogar bis über 5500 Metern leben. Die bevorzugten Lebensräume der Elster sind gut strukturierte Landschaften mit Wiesen, Hecken, Büschen und vereinzelten Bäumen. Sie lebt auch in der Nähe von Gewässern, in Sümpfen mit Röhricht, Weidengebüschen und Gestrüpp. Die Elster ist jedoch selten in Wäldern, auf gehölzfreien Wiesen- und Ackerflächen oder in schneereichen Regionen anzutreffen. Ausgenommen hiervon sind die bereits erwähnten Unterarten, die im Gebirge leben. In Europa brütet mehr als die Hälfte des Bestandes heute in oder am Rand von bebauten Gebieten wie Einfamilienhaus-Siedlungen, Parkanlagen, Friedhöfen und großen Hausgärten. Früher war sie ein charakteristischer Vogel der Agrarlandschaft mit Hecken, Feldgehölzen, Alleen oder alten Obstgärten.
Die Tiere ernährt sich das ganze Jahr über sowohl von tierischer als auch von pflanzlicher Nahrung. Sie frisst Insekten, Larven, Würmer, Spinnen und Schnecken sowie kleine Wirbeltiere, darunter auch Amphibien, Echsen, Kleinsäuger, Nestlinge, Eier und Vögel. Auch Aas steht auf ihrem Speiseplan. Im Herbst und im Frühling ernährt sich die Elster auch von Früchten, Sämereien und Pilzen. Unverdauliches wird in Form von Speiballen ausgeschieden.
In Europa stammt die Hälfte der Nahrung der Elstern aus tierischen Quellen. Während der Brutzeit deckt sie damit 95% ihres Nahrungsbedarfs. Im Frühjahr und Sommer lebt sie in Europa vorwiegend oder ausschließlich von tierischer Nahrung, während ihr Nahrungsbedarf im Herbst und Winter durch pflanzliche Bestandteile gedeckt wird. In Europa enthalten ihre Speiballen auch Reste von Wirbeltieren.
Die Elster sucht ihre Nahrung meist auf dem Boden und rennt auf Beutetiere zu. Bei Insekten- und Spinnenjagd in niedrigem Bewuchs sucht sie die Umgebung nach Beute ab und stößt schnell darauf zu. Auch das Scharren und Herumstochern im Boden gehört zu ihren Jagdtechniken. Die Elster pickt auch Beeren und jagt gelegentlich Fische oder nimmt Parasiten von Schafen und Rindern ab. Sie legt das ganze Jahr über Nahrungsdepots an und versteckt diese an verschiedenen Orten, um von anderen Krähen nicht beraubt zu werden.
Größere Beutetiere hält die Elster oft mit ihren Füßen am Boden fest und tötet sie durch Schnabelhiebe oder durch das Schleudern gegen harte Gegenstände. Vor dem Fressen rupft sie Kleinvögel säuberlich. Insgesamt sind die Elstern sehr geschickt und vielseitig in der Nahrungssuche.
In bebauten Gebieten suchen Stadtelstern in Kompost- und Abfallhaufen nach Nahrung und ernähren sich dabei von Fleischresten, Brot, Teigwaren, Käse, Eierschalen und ähnlichem. Dies macht etwa die Hälfte ihrer Nahrung aus. In Innenstädten machen Kleinvögel nur etwa fünf bis acht Prozent ihrer Nahrung aus. Sie suchen oft Straßen, Bahnstrecken, Autobahnränder sowie Ufer von Gewässern ab, um nach tierischen Unfallopfern zu suchen oder nach anderen von Menschen hinterlassenen Nahrungsquellen zu suchen. Stadtelstern verstecken ihre Nahrung hauptsächlich in Objekten aus der menschlichen Umgebung wie Tierfutter, Kompost und Abfälle, Hundekot und Pflanzenzwiebeln. Eher selten verstecken sie Eicheln oder Aas und nutzen manchmal auch Lücken unter Dachziegeln als Lagerstätten.
Normalerweise beginnen Elstern etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang mit ihren Aktivitäten, obwohl dies je nach Jahreszeit variieren kann. Während der Stunde vor Sonnenuntergang nähern sich Elstern ihrem Schlafplatz und nehmen ihn kurz darauf ein. Es gibt zwei verschiedene Sozialformen bei Elstern. Während der Brutzeit leben Brutpaare alleine in ihren Revieren, während Nichtbrüter sich zu Gruppen zusammenschließen. Im Winter bilden Elstern oft Schwärme von einem Dutzend bis zu einigen hundert Vögeln.
Die Elster verfügt über eines der am höchsten entwickelten Gehirne unter den Singvögeln. Insbesondere ihre Fähigkeit zur Objektpermanenz, die mit ihrem Futterhorte-Verhalten verbunden ist, ist sehr ausgeprägt. Sie kann daher die Verlagerung von Objekten nachvollziehen, die vorher nicht sichtbar waren. Junge Elstern erlernen diese Fähigkeit und die Fähigkeit, verstecktes Futter wiederzufinden, ab etwa der zehnten Lebenswoche. Dadurch zeigt die Art eine hohe Repräsentationsleistung und ein komplexes Sozialverhalten. Außerdem sind Elstern in der Lage, ihre Artgenossen individuell zu erkennen.
In Spiegeltests zeigen Elstern ein neugieriges Verhalten und erkennen ihre gespiegelte Umgebung. Sie können zwischen verschiedenen Inhalten unterscheiden und auch selbstbezogenes Verhalten zeigen. Obwohl sie manchmal gegen ihr Spiegelbild kämpfen, reagieren Elstern ähnlich wie Schimpansen und Orang-Utans in vergleichbaren Tests, die als Hinweis auf Selbsterkenntnis interpretiert werden.
Das Unterscheidungsvermögen von Mengen reicht bei Elstern laut Otto Koehler bis zur oberen Grenze von Sieben.