Nebelkrähe (Corvus cornix)
Eckdaten
Größe: 48 - 54 cm
Gewicht: 400 -600 g
Nahrung: Allesfresser - Insekten, Larven, Schnecken, kleine Wirbeltiere, Jungvögel, Eier, Saaten, Früchte, Wurzeln, Aas, Abfälle
Jahreszeit: Ganze Jahr
Beobachtungstipp: Wälder, Felder, Gärten, Parks
Fotografie Tipps
Objektiv: ab 200 mm
Schwierigkeitsgrad: leicht
Die Nebelkrähe (Corvus cornix) gehört zur Familie der Rabenvögel (Corvidae) und ist eine eurasische Vogelart, die weit verbreitet in Nord-, Ost- und Südosteuropa sowie in Teilen des Nahen Ostens vorkommt. Sie ist ein aschgrauer Vogel mit schwarzem Kopf, Hals, Flügeln, Schwanz und Oberschenkelfedern sowie einem schwarzen Schnabel, Augen und Füßen. Als Allesfresser ähnelt sie der Rabenkrähe bzw. Aaskrähe (Corvus corone) in Morphologie und Lebensweise so sehr, dass viele Fachleute sie lange als Unterart derselben ansahen. Hybridisierung, die in Gebieten mit Überlappung ihrer Verbreitungsgebiete beobachtet wurde, unterstützte diese Sichtweise. In den letzten Jahren wird der Nebelkrähe jedoch zunehmend der Status einer eigenen Art zugestanden. Die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), die Avibase - Die Weltvogel-Datenbank und die von der International Ornithologists' Union (IOU) geführte IOC World Bird List betrachten die Nebelkrähe heute als eigene Art. Auch Barthel und Krüger billigen der Nebelkrähe in der Artenliste der Vögel Deutschlands den Status einer eigenen Art zu. Das Handbook of the Birds of the World ordnet sie jedoch noch als Corvus corone cornix und damit als Unterart der Rabenkrähe ein.
Jelmer Poelstra und sein Team untersuchten das Genom verschiedener Populationen von Raben- und Nebelkrähen in unterschiedlicher Entfernung von der Hybridisierungszone und fanden heraus, dass es nur geringe Unterschiede im Erbgut beider Arten gibt. Trotz gelegentlicher Paarungen in der Kontaktzone konnte das äußere Erscheinungsbild der beiden Arten die Hybridisierung hemmen, da der Nachwuchs oft eine ungewöhnliche Gefiederfärbung aufweist und dadurch unattraktiv für die Partnerwahl ist. Rückkreuzungen können jedoch Mischlinge hervorbringen, die Genmaterial zwischen den Populationen austauschen und so für die Durchmischung im Großteil des Genoms sorgen. In winzigen Regionen des Erbguts gab es Unterschiede, die sich auf Gene auswirkten, die für die Färbung des Gefieders verantwortlich sind und dem Oberkörper der Nebelkrähe eine hellere Farbe verleihen.
Die Nebelkrähe hat eine Gestalt, die der Rabenkrähe (C.c. corone) ähnelt, aber mit einigen Unterschieden. Kopf, Kehle, Flügel, Schwanz und Schenkelfedern sind schwarz und meist glänzend, während das übrige Gefieder aschgrau ist. Der kräftige Schnabel und die Beine sind schwarz, und die Iris dunkelbraun. Der schwarze Brustlatz variiert in der Größe. Wie bei anderen Krähenarten findet im Herbst nur eine Mauser statt. Männliche Nebelkrähen sind in der Regel größer als weibliche, obwohl die beiden Geschlechter ansonsten ähnlich aussehen. Ihr Flug ist normalerweise gerade, langsam und schwer. Die Länge variiert zwischen 48 und 54 cm und ähnelt stark der Rabenkrähe, während die ausgebreiteten Flügel eine Spannweite von etwa einem Meter erreichen. Jüngere Vögel haben ein stumpferes Gefieder mit bläulichen oder gräulichen Augen. Das Gewicht der ausgewachsenen Vögel beträgt etwa 400 bis 600 g und im Durchschnitt 510 g.
Obwohl die Nebelkrähe optisch von der Rabenkrähe und der Saatkrähe zu unterscheiden ist, sind die kraa-Rufe der Nebelkrähe und der Rabenkrähe fast nicht zu unterscheiden.
Die Verbreitungsgebiete der Nebelkrähe und Rabenkrähe sind in Westeuropa durch Irland und Nord-Schottland miteinander verbunden. Die Nebelkrähe ist in ganz Skandinavien, Dänemark, Russland und Polen beheimatet, sowie in Deutschland im Osten, in der Tschechischen Republik und Ostösterreich, sowie südlich des Alpenbogens in Italien und auf dem Balkan. Das Verbreitungsgebiet der Rabenkrähe C. c. orientalis schließt sich in Zentral- und Ostasien an das der Nebelkrähe an. An den Stellen, an denen die Verbreitungsgebiete der beiden Arten in Europa aufeinandertreffen, bildet sich ein stabiler Hybridgürtel mit einer Breite von maximal 150 km, in dem sowohl die beiden Ausgangsformen als auch fruchtbare Hybriden leben. Diese Mischzone erstreckt sich in Deutschland etwa von Ostmecklenburg südwärts entlang der Elbe bis nach Tschechien.
Die Nebelkrähe hat eine ähnliche Ernährung wie die Rabenkrähe und ist ein Allesfresser, der sich von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln ernährt. Dazu gehören wirbellose Tiere, Vogeleier, Nestlinge, Amphibien, Mäuse, Beeren, Nüsse, Früchte und Sämereien, sowie auch Abfall und Aas. Sie sind auch dafür bekannt, in Küstenklippen Eier von anderen Vögeln wie Möwen und Kormoranen zu stehlen, wenn diese nicht anwesend sind. In städtischen Gebieten durchsuchen sie gerne Mülltonnen, auf der Suche nach Nahrung. Eine wichtige Rolle spielt die Nebelkrähe als Aasfresser für ein gesundes Ökosystem, da sie verhindert, dass Tierkadaver eine Gefahr für andere Lebewesen darstellen. Wie Rabenkrähen sind auch Nebelkrähen bekannt dafür, Muscheln und Krebse auf Felsen fallen zu lassen, um sie zu knacken und zu fressen.
Außerhalb der Brutzeit leben Nebelkrähen entweder paarweise oder in kleinen Familienverbänden und im Herbst und Winter auch in großen Schwärmen. Sie sind in der Lage, Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h zu erreichen und zeigen kaum Scheu vor menschlicher Nähe. Obwohl sie häufig in offenem Gelände anzutreffen sind, brüten sie in Wäldern, Baumgruppen und zunehmend auch in Parks und Gärten. Bei der Nahrungssuche sind sie oft auf Feldern und Äckern zu beobachten. In Bezug auf ihr Sozialverhalten gibt es bei Nebelkrähen eine Trennung zwischen Brutvögeln, die Territorien besetzen, und locker zusammenhaltenden Nichtbrütertrupps, die aus ein- bis fünfjährigen Vögeln bestehen. Sobald sie etwa sieben Jahre alt sind, wechseln die Mitglieder der Nichtbrütertrupps in die Brutgesellschaft. Im Norden lebende Nebelkrähen sind Zugvögel, die in großer Zahl zu Beginn des Winters fortziehen.
Laut der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2007 beträgt der Bestand der Nebelkrähe zwischen 63.000 und 84.000 Individuen, was sie in die Kategorie "mittelhäufig" mit 10.000 bis 100.000 Brutpaaren einstuft. Die Bestandsentwicklung zwischen 1980 und 2005 wurde als stabil eingestuft, da es innerhalb dieses Zeitraums keine Schwankungen von mehr als 20 Prozent gab. Mecklenburg-Vorpommern gibt den Bestand der Nebelkrähe im Jahr 2016 mit 15.000 bis 20.000 Brutpaaren an, während in Schleswig-Holstein nur 34 Brutpaare gezählt wurden. Sachsen-Anhalt verzeichnete im Jahr 2015 5.000 bis 8.000 Brutpaare. Bei der Stunde der Gartenvögel im Jahr 2021 wurden 12.596 Beobachtungen von Nebelkrähen gemeldet. Insgesamt gilt der Bestand der Nebelkrähe als nicht gefährdet.